Optimierung der Lagerhaltung im Kraftfahrzeugteile-Großhandel

Einleitung

Für jedes Handelsunternehmen ist die Lagerhaltung ein entscheidender Gesichtspunkt des gesamten Geschäftsbetriebes. Die Lagerhaltung bewegt sich dabei ständig zwischen den beiden Forderungen nach Minimierung der Kosten und Maximierung der Lieferfähigkeit.

Die Wessels AG ist eine Großhandlung für Kraftfahrzeug-Ersatzteile mit mehreren Filialen, die von einem Zentrallager aus beliefert werden. Da von Seiten der Kundschaft häufig ein Sofortbedarf für ein Ersatzteil besteht, ist die Lagerhaltung in den Filialen ein wichtiger Aspekt im Vertriebssystem der Wessels AG. Bestimmt wird die Lagerhaltung im wesentlichen von zwei gegensätzlichen Zielen. %Das eine Ziel ist eine hohe Lieferfähigkeit, was eine %umfangreiche Lagerhaltung nötig macht. Zum einen wird versucht, ständig möglichst viele Artikel im Lager verfügbar zu haben. Hierfür ist eine umfangreiche Lagerhaltung notwendig. Zum anderen wird eine geringe Kapitalbindung angestrebt, was eine begrenzte Lagerhaltung erfordert.

Den Disponenten, die in den Filialen für die Warenbestellungen beim Zentrallager verantwortlich sind, stehen automatisch ermittelte Bestellvorschläge zur Verfügung. Diese Bestellvorschläge werden durch eine Berechnungsformel ermittelt, die ausschließlich auf den Verkaufszahlen der Vergangenheit beruht.

Die Verkaufszahlen der Vergangenheit spiegeln die tatsächliche Nachfrage aber nur unzureichend wider. So ist es z.B. möglich, daß ein Artikel trotz bestehender Nachfrage in einer Filiale der Wessels AG nicht auf Lager liegt, da die Nachfrage nicht erkannt wird. Wenn in der Vergangenheit keine Verkäufe stattgefunden haben, liefert die Berechnungsformel keine Bestellvorschläge für diesen Artikel. Andererseits können unverhältnismäßig hohe Verkaufszahlen eines Artikels in der Vergangenheit zu der unkorrekten Annahme führen, daß der Artikel auch in der Zukunft entsprechend häufig verkauft wird. In diesem Fall würde der Lagerbestand des Artikels zu hoch angesetzt werden.

Verbesserungen verspricht hier die Berücksichtigung des Fahrzeugbestandes im Einzugsgebiet einer Filiale. Über den Fahrzeugbestand lassen sich Rückschlüsse auf die Artikel ziehen, die in diese Fahrzeuge eingebaut sind. Diese Artikel bilden das Potential für den Ersatzteilbedarf. Mit Kenntnis dieses Potentials läßt sich die vorhandene Nachfrage besser abschätzen als bei ausschließlicher Berücksichtigung der Verkaufszahlen der Vergangenheit.

Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es, die Lagerhaltung einer Filiale der Wessels AG zu optimieren, indem unter Berücksichtigung der oben genannten Unternehmensziele eine neue Berechnungsformel für automatische Bestellvorschläge ermittelt wird. Die neue Berechnungsformel soll neben den Verkaufszahlen der Vergangenheit auch den vorhandenen Fahrzeugbestand im Einzugsgebiet der Filiale berücksichtigen, um so eine bedarfsorientierte Lagerhaltung zu erreichen.

Die Untersuchungen beschränken sich auf das Sortiment Abgastechnik der Filiale Rheine, wobei die Lagerhaltung im Zentrallager unberücksichtigt bleibt.

Die Ergebnisse dieser Diplomarbeit sollen bei der Wessels AG im Rahmen eines umfangreicheren Projekts verwendet werden. Ziele dieses Projekts sind die Automatisierung des Warennachschubs vom Zentrallager an die Filialen und die Verbesserung der Sortimentsgestaltung in den Filialen.

Im folgenden Kapitel wird die derzeitige Situation bei der Wessels AG dargestellt. Besondere Bedeutung hat hierbei die momentan praktizierte Lagerhaltung in den Filialen.

Das dritte Kapitel beschreibt die durchgeführten Untersuchungen zur Ermittlung des Artikelpotentials für den Ersatzteilbedarf. Es werden die vorhandenen und die neu hinzugekommenen Datenquellen vorgestellt. Anschließend wird die Verwendung der Daten erläutert.

Kapitel 4 befaßt sich schließlich mit der Ermittlung einer neuen Berechnungsformel, die auf den Ergebnissen des vorangegangenen Kapitels aufbaut.